Myringotomie

Chirurgische Inzision des Trommelfells

Was ist eine Myringotomie?

Eine Myringotomie ist ein Verfahren, das einen mikroskopischen Einschnitt des Trommelfells vorsieht. Es wird bei Ohrentzündungen im Falle einer Ansammlung von Schleim oder Katarrh im Ohr durchgeführt. Die positiven Wirkungen sind bedeutend, sowohl was die Schmerzlinderung als auch Rezidive anbelangt.

Wann ist eine Myringotomie sinnvoll?

Eine Myringotomie mit transtympanischer Drainage ist dann erforderlich – vor allem bei Kindern – wenn Ohrentzündungen häufig wiederkehren (mehr als dreimal im Jahr) und die Behandlungen nicht ausreichen, um sie endgültig zu heilen, aber auch wenn Schleim, Katarrh oder Eiter im Ohr zu einem Hörverlust führen. Dabei ist zu bedenken, dass wiederkehrende Episoden von Otitis oder eine zu große, für längere Zeit im Ohr verbleibende Menge an Katarrh, Schleim oder Eiter bei Kindern zu einer Verzögerung der Sprachentwicklung, Schwierigkeiten bei der Integration in der Schule und dem Knüpfen von Freundschaften führt; diese Probleme können durch die beeinträchtige Hörfähigkeit und eventuell auch durch das Empfinden von Schmerzen verursacht werden.

Die Notwendigkeit einer Myringotomie entsteht auch bei häufigen Erkältungen, die zu einem Verschluss der Eustachischen Röhre führen und so die Belüftung des Ohrs behindern, oder wenn das Ohr ein Barotrauma erlitten hat (dabei handelt es sich um die beim Tauchen oder auf Flugreisen verspürten Schmerzen infolge einer Veränderung des Umgebungsdrucks). 

Generell entsteht die Notwendigkeit einer Myringotomie also, wenn Absonderungen im Ohr, die auch verschiedene andere Störungen verursachen können, zu Hörproblemen führen.

Exsudative Mittelohrentzündung

Die exsudative Mittelohrentzündung ist eine der häufigsten Erkrankungen bei Kindern und wird durch das ständige Vorhandensein von Katarrh im Ohr über einen längeren Zeitraum (in der Regel mindestens drei Monate) verursacht. Sie kann mit Schmerzen, Fieber, Kopfschmerzen und Asthenie einhergehen.

Die Krankheit hat verschiedene Ursachen, vor allem jedoch anatomische: mehrere Untersuchungen haben gezeigt, dass die Beschaffenheit der Eustachischen Röhre in den ersten Lebensjahren das Eindringen von Krankheitserregern aus dem Nasen-Rachen-Raum erleichtern kann und das Ohr verletzlicher gegenüber diesen Erkrankungen machen. 

Zu den Ursachen können jedoch auch längeres Saugen wie zum Beispiel bei der Nutzung des Fläschchen, aber auch passives Rauchen und die Ernährung mit Muttermilchersatz gehören. Oft geht eine exsudative Mittelohrentzündung mit Episoden einer Entzündung der oberen Atemwege einher.

Es ist wichtig, die Krankheit mit Gewissheit zu diagnostizieren, um schnell die bestmöglichen Maßnahmen ergreifen zu können. 

Rezidivierende Mittelohrentzündung

Unter einer rezidivierenden Otitis verstehen sich wiederkehrende Episoden einer Mittelohrentzündung. Generell trifft diese Definition zu, wenn drei Episoden in sechs Monaten oder vier im Laufe eines Jahres auftreten. Kinder sind häufiger betroffen, da sich bei ihnen bakterienreicher Schleim aus der Nase in der Paukenhöhle ablagert. 

Die Symptome sind pulsierende Schmerzen und – unter Umständen auch hohes – Fieber. Die Erkrankung kann mit einer einfachen Erkältung beginnen und mit einer solchen verwechselt werden. Die Behandlung sollte möglichst schnell eingeleitet werden, um weitere Probleme zu vermeiden. Eine Verschärfung der Erkrankung kann auch zu einer Perforation des Trommelfells führen. 

Häufiges Naseputzen und Nasenspülungen tragen zur Linderung der wiederkehrenden Mittelohrentzündung bei. Die wichtigste Maßnahme ist jedoch, das Ohr trocken zu halten. 

Bei Kindern hilft die Beseitigung von Risikofaktoren wie die Nutzung eines Schnuller oder Passivrauchen, aber auch die Behandlung der Naseninfektion bei gleichzeitiger Stärkung des Immunsystems. 

Endotympanische Hypopressur

Der Druck im Mittelohr wird von der Eustachischen Röhre, einem engen Kanal zwischen Mittelohr und Hals, kontrolliert. Dieses Organ ist für die Aufrechterhaltung des Innen- und Außendrucks im Mittelohr verantwortlich und schützt das Mittelohr vor Absonderungen aus Nase und Rachen. 

Bei einem Verschluss dieses Gangs kann es jedoch zu einer Beeinträchtigung der Hörfähigkeit und gedämpften Wahrnehmung von Geräuschen kommen. Oft verspüren die Patienten in diesem Fall außerdem Schmerzen und Druck im Ohr und das Ohr fühlt sich verstopft an. 

Morbus Menière

Morbus Menière ist eine Krankheit des Innenohrs, die wiederkehrenden Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, Tinnitus und einen schwankenden Hörverlust, meist nur auf einem Ohr, verursacht. Ein besonders typisches Symptom ist Schwindel, der zwischen 20 Minuten und mehreren Stunden dauern kann und oft mit einem Gefühl der Verstopfung des Ohrs, einem Pfeifen in den Ohren, Übelkeit, Erbrechen und kaltem Schwitzen einhergeht. Die Häufigkeit dieser Episoden variiert stark und reicht von ein- bis zweimal pro Jahr (episodisch) bis zu mehrmals im Monat (wiederkehrend und stark beeinträchtigend). 

Generell ist das weibliche Geschlecht stärker betroffen, vor allem in der Altersgruppe von 40 bis 60 Jahren. 

Die Ursachen sind noch nicht vollständig geklärt. Als beste Theorie gilt die Zunahme der Endolymphe, einer Flüssigkeit, die sich im Innenohr und in den für das Gehör und den Gleichgewichtssinn zuständigen Organen befindet. 

In der Regel ist die Hörminderung zu Beginn der Krankheit schwankend, aber im Laufe der Zeit verschlechtert sich die Schwerhörigkeit nach und nach und kann in einigen Fällen sogar in einem völligen Hörverlust auf dem erkrankten Ohr enden. 

Aktuell gibt es keine endgültige Heilung. Die Behandlung beruht auf einer Kontrolle und Prävention der Symptome. 

Vor der Operation

Untersuchungen vor einer Myringotomie

Vor der Myringotomie müssen spezifische Untersuchungen durchgeführt werden, um dem HNO-Arzt alle Informationen zu verschaffen, die er zur sicheren Durchführung des Trommelfellschnittes benötigt. Auch wenn es sich bei einer Myringotomie um einen nicht-invasiven, sondern oberflächlichen und schnellen Eingriff handelt, ist es wichtig, gut vorbereitet zu sein. 

Der HNO-Arzt entscheidet im Einzelfall, welche Maßnahmen er für angemessen hält; in den meisten Fällen werden vor einer Myringotomie jedoch folgende Untersuchung durchgeführt: 

  • Rhinolaryngoskopie bzw. Nasen-Kehlkopf-Spiegelung: dabei werden der Kehlkopf, die Nasenhöhlen, die Nasenmuscheln, der gesamte Atemtrakt und das Gaumensegel untersucht, also alle Bereiche, die bei einer normalen Untersuchung des HNO-Arztes nicht zugänglich sind. Zu diesem Zweck wird ein Rhinolaryngoskop in die Nase eingeführt. Die Untersuchung dauert in der Regel nur wenige Minuten. Normalerweise wird sie in einem Labor durchgeführt. 
  • Otoskopie bzw. Ohrenspiegelung, bei der zur Untersuchung von Hals und Schleimhäuten, also aller Bereiche des Atemapparats, ein Fiberskop durch die Nase eingeführt wird. Dabei handelt es sich um ein flexibles Gerät mit Glasfaser, das an eine kalte Lichtquelle, eine Kamera und einen Monitor angebracht ist und zur Untersuchung der Höhlungen dient. Mit dieser Untersuchung kann sich der HNO-Arzt das Naseninnere, den Rachen und den Kehlkopf ansehen und eine genauere Diagnose erstellen als mit einer normalen Untersuchung.  
  • Impedanzmessung: Diese nicht-invasive und völlig schmerzfreie Untersuchung liefert wichtige Informationen über den Gesundheitszustand und die Funktionalität des Ohrs und dient zur Diagnose eventueller Störungen im Mittelohr. Sie misst den akustischen Widerstand des Trommelfells und aller für das Gehör bedeutsamen Strukturen. Es gibt nur wenige Fälle, in denen diese Untersuchung nicht durchgeführt werden kann und zwar bei einem perforierten Trommelfell und bei Personen, die an einer akuten Mittelohrentzündung leiden. Für die Messung wird eine kegelförmige Sonde in das Ohr eingeführt, die einen Schalldruck mit unterschiedlicher Intensität erzeugt und in der Lage ist, sowohl das Trommelfell als auch die Gehörknöchelchenkette in Bewegung zu versetzen. 
  • Audiometrie: Mit dieser Untersuchung kann die Hörfähigkeit gemessen werden. Sie wird von einem Audiometristen durchgeführt, der die Mindesthörschwelle des Patienten bestimmt und eventuelle Anomalien oder Defizite ermittelt. Anhand dieses Befundes kann der HNO-Arzt dann feststellen ob eine Schwerhörigkeit oder Taubheit vorliegt. Die Untersuchung wird in einer speziellen Hörkabine (audiometrische Kabine) durchgeführt, die zur Isolierung der Testperson dient, um alle ablenkenden Geräusche von ihr fernzuhalten. Es gibt drei Arten von Audiometrie: Reinton-, Sprach- und Hochfrequenzaudiometrie. 

Wie wird die Myringotomie durchgeführt?

Eine Myringotomie wird vom HNO-Arzt durchgeführt, nachdem er den Patienten sediert hat, denn es ist wichtig, dass sich dieser während des Eingriffs nicht bewegt. Mit einem Operationsmikroskop untersucht der Facharzt die Ohrmuschel und den Gehörgang und befreit diesen von allem Material, das seine Sicht auf das Trommelfell beeinträchtigt. Sobald er das Trommelfell freigelegt hat, führt er mit einem kleinen Skalpell einen ungefähr 2-3 mm großen Einschnitt aus und saugt den Schleim hinter dem Trommelfell ab. Manchmal können auch schleimlösende Spülungen durchgeführt werden.

Nach der Reinigung des Trommelfells wird ein kleiner Drainage- und Belüftungsschlauch (Tympanostomie-Röhrchen) aus Kunststoff gelegt, damit die Flüssigkeit auch nach dem Eingriff abfließen kann. Es sind keine Nähte oder Tupfer erforderlich, und das Röhrchen bleibt so lange eingesetzt, wie das Trommelfell heilen muss.

Die Myringotomie ist in der Regel ein relativ schneller Eingriff; sie erfordert ungefähr 10 Minuten für beide Ohren. Der Patient kann nach wenigen Stunden und Behandlung der betroffenen Partie mit Antibiotika-Tropfen entlassen werden. 

Wie werden transtympanale Röhren entfernt?

Transtympanische Belüftungsröhrchen haben das Ziel, das Mittelohr nach einer Myringotomie zu belüften, den Abtransport aller Sekrete zu fördern und die Heilung zu erleichtern. 

Die transtympanischen Röhrchen verbleiben an Ort und Stelle, bis sie von selbst herausfallen, wenn sich das Trommelfell wieder schließt. Im Allgemeinen verursachen sie keine Beschwerden, erfordern aber eine gewisse Umsicht, z. B. um zu verhindern, dass Wasser in das Ohr eindringt. Solange die Röhrchen im Ohr verbleiben, sollte man nicht im Schwimmbad oder im Meer schwimmen gehen. Beim Duschen oder Baden können spezielle Stöpsel zum Schutz des Gehörgangs verwendet werden. 

Falls das Belüftungsröhrchen ausgestoßen wird, ohne dass das Trommelfell von alleine wieder verheilt ist, kann die Perforation chirurgisch verschlossen werden. Auch aus diesem Grund ist es wichtig, sich regelmäßigen Kontrolluntersuchungen beim Facharzt zu unterziehen, um den Erfolg des Eingriff zu überprüfen und Probleme zu vermeiden. Die erste Kontrolluntersuchung findet 10-15 Tage nach dem Eingriff statt, die darauffolgenden hingegen regelmäßig alle 30-40 Tage. Dabei wird festgestellt ob das Ohr gesund und die Hörfähigkeit wiederhergestellt ist, aber auch ob das Röhrchen ausgestoßen wurde. 

Nach der Operation

Rekonvaleszenzzeit nach Myringotomie

Nach einer Myringotomie bereitet die Genesung normalerweise keine besonderen Probleme. Im Allgemeinen ist es normal, dass Blutserum aus dem Ohr austritt und dass in den Tagen nach der Operation weiterhin gelbliche Flüssigkeit abfließt. Auch wenn dies den Patienten manchmal beunruhigen kann, ist es völlig normal und ein Zeichen für die vollständige Entleerung des Ohrs. In den Tagen nach der Operation kann die Gabe von Antibiotika oder die Verwendung von Tropfen sinnvoll sein, aber beides sollte nur auf Anordnung des behandelnden Arztes erfolgen, der auch bei postoperativen Schmerzen zu Rate gezogen werden sollte. 

Welche postoperativen Komplikationen gibt es?

Mit einer Myringotomie sind keine besonderen Risiken verbunden. Es handelt sich um einen minimalinvasiven Eingriff, der nur selten Komplikationen nach sich zieht. Es kann jedoch geschehen, dass Wasser in das Ohr gelangt. Wenn dies in den ersten Tagen nach dem Eingriff geschieht, kann es das Auftreten einer Otorrhoe begünstigen, also den Austritt von Schleim oder Eiter aus dem Ohr. 

In sehr seltenen Fällen können Infektionen auftreten. Diese können  mit Antibiotika, die vom behandelnden Arzt verordnet werden, leicht unter Kontrolle gebracht werden. Nur sehr selten kommt es zu Episoden von Taubheit oder Perforation des Trommelfells.

Post-operative Empfehlungen

Nach einer Myringotomie ist es wichtig, dass das Ohr nicht mit Wasser in Berührung kommt, vor allem in den ersten Tagen nach dem Eingriff, aber generell auch danach, bis die transtympanischen Röhrchen herausfallen. Bäder im Schwimmbad oder Meer sollten vollständig vermieden werden, solange die transtympanischen Röhrchen im Ohr verbleiben. 

In der ersten Woche nach dem Eingriff sind jedoch auch weitere Vorkehrungen erforderlich. Zum Beispiel sollten keine In-Ear-Kopfhörer verwendet werden, weder zum Musikhören noch zum Sprechen. Auch dürfen keine Krankheitserreger in das Ohr gelangen, zum Beispiel durch den Kontakt mit einem schmutzigen Telefon oder Wattestäbchen. Es sollten keine anderen als die vom Arzt verordneten Tropfen verwendet und Luftzüge vermieden werden. 

Welche Vorteile hat die Myringotomie?

Eine Myringotomie hat viele Vorteile, u. a. die folgenden: 

  • Verringerung der Anzahl und Intensität von Mittelohrentzündungen sowie der mit diesen verbundenen Schmerzen;
  • Verbesserung der Hörfähigkeit, da das Trommelfell nicht mehr durch Katarrh behindert wird;
  • bessere Belüftung der Paukenhöhle und des Mittelohrs;
  • Abfluss des Katarrhs aus dem Trommelfell, sodass sich keine Stauungen oder Infektionen entwickeln;
  • Vorbeugung der Ansammlung von Schleim im Ohr.
Eine Frau mit Amplifon Manschettenverstärker

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