Ohrenschmerzen sind ein häufiges Leiden. Bei Kindern verbirgt sich meist eine Mittelohrentzündung dahinter, bei Erwachsenen ist die Diagnose oft schwerer. Die Ursachen sind in vielen Fällen infektiös, liegen aber mitunter auch ausserhalb der Ohren. Ein Hals-Nasen-Ohren (HNO)-Spezialist findet den passenden Therapieansatz.
Ohrenschmerzen werden in der Medizin als Otalgie bezeichnet. Der Begriff umfasst dabei jedes schmerzhafte Gefühl in und am Ohr. Ohrenschmerzen sind bei Kindern sehr häufig, denn circa 40 Prozent aller Kinder erkranken bis zu ihrem zehnten Lebensjahr mindestens einmal an einer Mittelohrentzündung, einer der häufigsten Ursachen von Ohrenschmerzen.
Es gibt unterschiedliche Varianten von Ohrenschmerzen. Sie können plötzlich (akut) auftreten, oder schleichend und über längere Zeit (chronisch) immer stärker werden. Ohrenschmerzen können stechend oder als unangenehmer Druck wahrgenommen werden, einseitig oder beidseitig, nach einer Flugreise oder nach dem Baden. Auch können sie von Schluckweh, Halsschmerzen, Fieber oder einer Erkältung begleitet sein.
Wer dem Kindesalter entwachsen ist, leidet seltener an Ohrenschmerzen. Und wenn, dann eher an einer Erkrankung des äusseren Gehörgangs. Bei Jugendlichen sind Gehörgangsentzündungen die häufigste Art von Ohrenschmerzen. Die Ursache liegt meist in einer unsanften, übertriebenen Art der Ohrreinigung. Mit zu tief eingeführten Wattestäbchen oder spitzen Gegenständen erleidet das Ohr kleine Verletzungen, die zu Infektionen führen können. Bei Flugreisen kann es zu Ohrenweh kommen aufgrund des vorübergehenden Unterdrucks im Ohrraum. Ernste Probleme können auch beim Tauchen können entstehen, wenn man zusätzlich erkältet ist oder bereits eine Ohrentzündung hat. Bei heftigen Ohrschmerzen begleitet von Hörverlust, Schwindel oder Tinnitus, könnte es sich um ein Barotrauma handeln. Dies muss sofort behandelt werden, um zu verhindern, dass das Trommelfell reisst oder innere Ohranteile brechen. Ältere Menschen leiden eher unter Ohr-Herpes. Diese Entzündung kann sich auf den Gesichtsnerv ausdehnen und zu Lähmungserscheinungen führen.
Bei Kleinkindern oder Babys ist die Feststellung von Ohrenschmerzen schwierig. Sie können eine Begleiterscheinung beim Zahnen sein. Oft streichen sie dann mit der Hand über Ohr und Backe. Ein kleiner Test hilft beim Einschätzen der Lage: Drücken Sie sanft auf den knorpeligen Höcker (Tragus), der sich vorne am Ohr (Richtung Gesicht) befindet. Fängt das Kind an zu weinen oder zeigt es andere Reaktionen des Unbehagens, ist das ein deutlicher Hinweis auf Ohrenschmerzen.
Die Ursache ist allerdings häufig nicht einfach festzustellen, denn Ohrenschmerzen sind Symptom vieler Krankheiten. Um Ohrenschmerzen zu bekommen, müssen nicht einmal Probleme im Ohr selbst vorliegen. So können beispielsweise auch Kiefer- oder Zahnerkrankungen zu Schmerzen im Ohr führen. Wundern Sie sich daher nicht, wenn Ihr Arzt Sie nicht nur über Dauer und Stärke der Schmerzen ausfragt, sondern auch über Ihre medizinische Vorgeschichte, Schmerzen im Gesicht, Kopf oder Schultern.
Verletzung durch ungünstige Druckverhältnisse, zum Beispiel beim Tauchen oder Fliegen.
Ein unangenehmes Drücken in den Ohren kennt jeder: Beim Autofahren im Gebirge und beim Starten und Landen eines Flugzeugs ist es die harmlose Folge der Druckveränderung. Manchmal bleibt der Ohrendruck aber auch länger bestehen. Er äussert sich durch ein unangenehmes bis schmerzhaftes Druckgefühl im Ohr, durch ein „wattiges“ Gefühl und durch „dumpfes Hören“. Halten diese Beschwerden längere Zeit an und können sie nicht durch Schlucken oder Gähnen beseitigt werden, ist möglicherweise der Druckausgleich im Ohr gestört oder das Ohr entzündet. In diesem Fall sollte ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt die Beschwerden untersuchen und geeignete Behandlungen einleiten.
Damit die richtigen Massnahmen bei Ohrenschmerzen getroffen werden können, ist eine ärztliche Diagnose nötig. Ist die Ursache für die Schmerzen unklar, sollte ein Termin bei der Ohrenärztin vereinbart werden. Sie kann feststellen, ob es sich um einen Virus oder einen bakteriellen Infekt handelt. Entsprechend ist eine andere Behandlung nötig – mit unterschiedlichen Medikamenten.
Sobald der HNO-Spezialist, die Kinderärztin oder der Allgemeinmediziner eine Diagnose gestellt hat, kann die Ursache Ihrer Ohrenschmerzen behandelt werden. Die Fachperson erklärt Ihnen genau, was zu tun ist gegen die Ohrenschmerzen:
Gegen eine virale Infektion gibt es unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten. Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol lindern die Beschwerden rasch und wirksam. Die Schmerztherapie sollte so früh wie möglich begonnen werden, Sie sollten sich bei Ohrenweh nicht unnörig quälen. Falls Sie noch vor dem Arztbesuch Schmerzmittel einnehmen möchten, ist das kein Problem – sie beeinträchtigen die Diagnose nicht. Um die Belüftung des Mittelohres zu verbessern, können bei einer Mittelohrentzündung zusätzlich abschwellende Nasentropfen angewendet werden.
Zwiebelwickel oder Zwiebelsäcklein sind ein beliebtes und wirksames Hausmittel gegen Ohrenschmerzen, besonders bei Kindern, um die Stunden oder die Nacht bis zum Arztbesuch zu überbrücken. Dafür wird eine Zwiebel kleingehakt, in ein warmes Baumwolltuch gelegt und ans Ohr gehalten. Die ätherischen Öle der Zwiebel lindern Ohrenweh, wenn die Schmerzen von einer Mittelohrentzündung herrühren. Wenn Sie mehr über Hausmittel gegen Ohrenschmerzen, Ohrendruck und Entzündungen des Ohres erfahren möchten, lesen Sie unseren Beitrag: Welche Hausmittel helfen gegen Ohrenschmerzen?
Da Ohrenschmerzen viele verschiedene Ursachen haben, ist eine gezielte Vorbeugung nicht möglich. Jedoch können Sie das Risiko senken, indem Sie auf einige Punkte achten. Haben Sie zum Beispiel auf einer Flugreise eine Erkältung, helfen abschwellende Nasentropfen, druckbedingte Ohrenschmerzen zu vermeiden. Passagiere ohne Schnupfen kauen Kaugummi oder üben bei zugehaltener Nase Gegendruck aus, um durch einen Druckausgleich Ohrenschmerzen beim Start oder bei der Landung vorzubeugen.
Kinder leiden deutlich häufiger als Erwachsene an Ohrenschmerzen, meist bedingt durch eine Mittelohrentzündung. Untersuchungen belegen, dass eine rauchfreie Umgebung, Stillen, der Verzicht auf einen Beruhigungsschnuller und eine Impfung gegen Pneumokokken vor Mittelohrentzündungen schützen. Es ist sinnvoll, direkt bei Beginn der Ohrenschmerzen einen HNO-Spezialisten aufzusuchen. So vermeiden Sie Komplikationen und unnötige Schmerzen.
Dem sogenannten Schwimmerohr (Otitis externa) beugen Sie vor, indem Sie nach dem Baden im Schwimmbad abwechselnd zu beiden Seiten neigen. So kann das Wasser aus den Gehörgängen laufen. Denn Schwimmbadwasser führt nicht nur durch Nässe zu Entzündungen, das Chlor im Wasser trocknet das Ohr zudem aus, was Entzündungen begünstigt. Auf das Putzen und Trocknen mit einem Wattestäbchen sollte jedoch verzichtet werden, da der Gehörgang oder das Trommelfell dadurch leicht beschädigt werden können.
Wenn ihr Kind an Ohrenweh leidet oder Sie Ohrenschmerzen bei Ihrem Baby vermuten sollten sie sofort zum Arzt gehen. Auch als Erwachsene sollten Sie Ihre Ohrenschmerzen einer professionellen Diagnostik unterziehen – dadurch können Sie verhindern, dass es zu bleibenden Schäden kommt oder gar zum Hörverlust. Insbesondere bei zusätzlichen Beschwerden wie hohem Fieber sollten Sie eine Ärztin aufsuchen.