Ein Barotrauma ist eine Gewebeschädigung, die entsteht, wenn sich das in verschiedenen Körperhöhlen enthaltene Gas durch eine Veränderung des Umgebungsdruck verdichtet oder ausdehnt. Druckbelastungen entstehen unter anderem beim Tauchen, während Flugreisen, schnellen Höhenänderungen (Seilbahn, Fallschirmsprung) oder durch Explosionen. Die Ohren sind am häufigsten von einem Barotrauma betroffen, seltener die Nasennebenhöhlen, die Zähne, die Lunge oder der Magen-Darm-Trakt.
Flüssigkeiten und Gewebe sind durch Druckveränderungen nicht komprimierbar. Gase in den luftgefüllten Hohlräumen des Körpers verdichten sich oder dehnen sich aus, wenn der Aussendruck zu- oder abnimmt. Diese Volumenveränderungen müssen vom Körper ausgeglichen werden. Ist dieser Ausgleich nicht möglich, entstehen Gewebeschädigungen.
Risikofaktoren im Kopfbereich sind Schleimhautschwellungen durch Infekte und Allergien. Beim Tauchen spielen schnelle Druckveränderungen (bei einem Tauchunfall), schlechtsitzende Taucherkleidung, defekte Lungenautomaten, Verwendung von Ohrstöpseln und fehlerhafte Zahnfüllungen eine Rolle.
Am häufigsten tritt ein Barotrauma bei Flugreisen auf und betrifft vor allem das Mittelohr. Untersuchungen an Fluggästen konnten bei 20 Prozent der Erwachsenen und 40 Prozent der Kinder nach der Landung einen Unterdruck im Mittelohr nachweisen. Bei 10 Prozent der Erwachsenen und bei 22 Prozent der Kinder zeigten sich sogar sichtbare Schädigungen des Trommelfelles.
Das Mittelohr bereitet dem Taucher wie auch dem Fluggast die grössten Schwierigkeiten. Tauchgänge wie auch Flugreisen lassen sich in 3 Phasen unterteilen. Die Druckanstiegsphase (Kompressionsphase) beim Abtauchen oder beim Sinkflug, die Phase des konstanten Drucks (Isopressionsphase) und die Phase des abnehmenden Drucks (Dekompressionsphase) beim Auftauchen oder beim Steigflug. Vor allem beim Druckanstieg muss der Druck über die Eustachische Röhre aktiv ausgeglichen werden, z. B. mit dem Valsalva-Manöver. Während der Dekompressionsphase steigt der Druck im Mittelohr und die Luft strömt passiv aus.
Ursache für das Barotrauma des Mittelohres während des Abtauchvorganges sind häufig erfolglose Druckausgleichsversuche. Der Unterdruck im Mittelohr führt zu einer Einwärtsbewegung des Trommelfelles mit entsprechender Gewebedehnung. Als Folge können Einblutungen im Trommelfell und Mittelohr, bei sehr starker Druckzunahme auch ein Trommelfellriss, auftreten. Symptome sind Schmerzen und eine Schallleitungsschwerhörigkeit. Therapeutisch stehen abschwellende Massnahmen und Schmerzmittel im Vordergrund, beim Trommelfellriss kommen Antibiotika zum Einsatz.
Beim Auftauchen entsteht selten ein Barotrauma. Dieses wird durch eine Blockade der Eustachischen Röhre verursacht und geschieht, wenn verschnupfte Taucher abschwellende Nasentropfen anwenden, deren Wirkung während des Tauchganges nachlässt.
Verzichten Sie selbst bei einem leichten Schnupfen oder bei vorbestehenden Ohrenschmerzen auf das Tauchen. Führen Sie beim Tauchen die Ab- und Aufstiegsphasen langsam aus, damit die normalen Tubenmechanismen genügend Zeit haben, um den Druckunterschied auszugleichen. Gelingt der Druckausgleich beim Abtauchen nicht, oder verspüren Sie Schmerzen in den Ohren oder im Magen-Darm-Bereich, brechen Sie den Tauchgang ab.
Beim Fliegen können Sie mit Kaugummikauen, Gähnen, Schlucken oder Ausatmen gegen die zugehaltenen Nasenlöcher (Valsalva-Manöver) einem Barotrauma vorbeugen. Beginnen Sie mit diesen Massnahmen, bevor Beschwerden auftreten und sich ein grosser Druckunterschied aufbaut. Einen Säugling sollten Sie beim Sinkflug stillen oder füttern. Verwenden Sie bei einer Erkältung abschwellende Nasentropfen. Bei Personen, die beim Fliegen immer wieder Probleme mit dem Druckausgleich haben, können die Hausärztin oder der Ohrenarzt Sie hier gut beraten.
Quellen: