Lagerungsschwindel ist eine harmlose Erkrankung. Frauen leiden häufiger darunter als Männer. Den Betroffenen wird plötzlich schwindelig, was beängstigend und sehr unangenehm sein kann. Nur schon das Umdrehen im Bett kann einen Schwindelanfall auslösen. Lagerungsschwindel tritt eher im gehobenen Alter auf. Der Schwindel ist gut behandelbar, es gibt verschiedene Therapien.
Der gutartige Lagerungsschwindel - in der Fachsprache benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel genannt – ist ein Schwindelgefühl, das vor allem auftritt, wenn Sie Ihre Lage verändern. Das kann beim Drehen oder Neigen des Kopfes sein oder beim Hinlegen, Aufrichten oder Umdrehen im Bett. Betroffene haben das Gefühl, dass sich alles dreht. Die räumliche Wahrnehmung und die Orientierung sind gestört. Der gutartige Lagerungsschwindel ist eine von vier verschiedenen Formen von Schwindel (Vertigo). Die weiteren Schwindelarten – Attackendrehschwindel, anhaltender Drehschwindel und Schwankschwindel – treten aber deutlich weniger häufig auf.
Im Grundsatz ist Schwindel keine eigenständige Erkrankung, sondern neben Kopfschmerzen das häufigste Symptom einer Erkrankung des Nervensystems. Auch ein niedriger Blutdruck oder eine mangelnde Sauerstoffversorgung können Schwindel auslösen.
Der benigne paroxysmale Lagerungsschwindel ist ein gutartiger Schwindel und wird auch Schwankschwindel oder Drehschwindel genannt.
Der gutartige Lagerungsschwindel ist die häufigste Form von Schwindel und tritt bei rund 2 Prozent der Erwachsenen auf. Er zeigt sich vor allem im fortgeschrittenen Alter. Der Häufigkeitsgipfel liegt zwischen dem 60. und 80. Lebensjahr. Frauen sind deutlich öfter betroffen als Männer. Bei 30 bis 50 Prozent der Betroffenen tritt der Schwindel innerhalb von zwei Jahren erneut auf
Das hauptsächliche Symptom ist ein plötzlich auftretendes Schwindelgefühl (Vertigo). Beim Aufstehen oder beim Umdrehen im Bett dreht der Betroffenen der Kopf. Dieser Drehschwindel dauert normalerweise wenige Sekunden, nach einer Minute ist er spätestens wieder verschwunden.
Lagerungsschwindel kann einen Zusammenhang mit Problemen des Gehörs haben. Lassen Sie Ihr Hörvermögen bei einem unverbindlichen Hörtest in einem Amplifon-Zentrum in Ihrer Nähe untersuchen. Buchen Sie einfach einen Termin über unser Online-Formular.
Ein gutartiger Lagerungsschwindel kann verschiedene Ursachen haben. Eine der häufigsten ist das Ablösen der Ohrensteine (Otolithen) im Innenohr. Diese gelangen in die Bogengänge des Ohres. Da sich nahe dem Innenohr das Gleichgewichtsorgan befindet, wird dieses durch die Otolithen negativ beeinflusst.
Wenn nun die Betroffene den Kopf dreht, wandern die abgelösten Teilchen in den Bogengängen herum und lösen einen Sog auf die Sinneszellen aus und lösen in der Folge eine «Falschmeldung» an das Gehirn über die Lage des Körpers aus. Eine heftige Schwindelattacke ist die Folge.
Bin ich von einem Lagerungsschwindel betroffen? Diese Frage kann der Hals-Nasen-Ohren-Arzt beantworten. Zunächst erkundigt er sich nach den genauen Beschwerden sowie Dauer und Häufigkeit der Schwindelanfälle. In der Folge führt der Arzt einen Provokationstest durch. In den meisten Fällen kommt die Dix-Hallpike-Lagerungsprobe – auch Dix-Hallpike-Manöver genannt – zum Einsatz. Der Arzt dreht den Kopf des sitzenden Patienten um 45 Grad zur nicht betroffenen Seite und legt den Körper des Patienten anschliessend nach hinten. Dadurch wird der Schwindel provoziert. Zusätzlich achtet der Arzt beim Betroffenen auf das charakteristische Augenzittern (Nystagmus), welches in der Regel wenige Sekunden nach dem Provokationstest auftritt.
Gegebenenfalls sind weitere Untersuchungen notwendig, um die Schwindelursache zweifelsfrei abzuklären sowie andere Ursachen und Schwindelformen ausschliessen zu können.
Verschiedene Symptome von paroxysmalem Lagerungsschwindel können mit Medikamenten gelindert werden. Jedoch hat das Gehirn bei einer Medikation keine Chance, sich auf die Situation einzustellen. Das Symptom, der Schwindel, wird verschoben und dauert umso länger. Es gibt zwei bekannte Therapien (Manöver), die den Schwindelanfällen entgegenwirken können. Die Therapie erfolgt über spezielle Übungen, die vom Arzt beigebracht werden und leicht zu erlernen sind:
Das Epley-Manöver besteht aus fünf verschiedenen Schritten. Lassen Sie sich von einer Fachperson einführen. Da es während des Manövers zu Schwindel (Vertigo) kommt, sollten Sie sie anfangs nicht alleine ausführen. Zu beachten bei dem Lagerungstraining ist, dass alle Bewegungen des Kopfes zügig ausgeführt werden. Bei vielen Betroffenen führt die Anwendung des Befreiungsmanövers nach Epley zum Verschwinden der Symptome. Die fünf Bewegungen können mehrmals am Tag wiederholt werden.
Eine zweite mögliche Bewegungstherapie ist das Sémont-Manöver. Diese kann jedoch ausschliesslich durch eine zweite Person, zu Beginn idealerweise durch den Arzt, ausgeführt werden. Der Patient wird zuerst in einem bestimmten Winkel ruckartig hingelegt, verweilt einige Minuten, und wird dann auf die andere Seite verlagert. Die Kopfposition wird dabei nicht verändert. Auch diese Therapie-Übung kann mehrmals am Tag wiederholt werden.
Ziel der Manöver ist, die abgelösten Ohrensteine mithilfe der Schwerkraft aus dem Gleichgewichtsorgan heraus zu befördern in andere Teile des Ohrs, die weniger empfindlich sind. Wenn die Manöver wirken, müssen sie nicht länger durchgeführt werden. Gewöhnlich reichen fünf bis zehn Tage für gute Ergebnisse.
Ein Hörgerät verbessert nicht nur das Hörvermögen, sondern kann noch viel mehr leisten; denn oft geht mit Schwerhörigkeit auch eine Verschlechterung des Gleichgewichtssinns einher. Es ist erwiesen, dass Hörgeräte den Gleichgewichtssinn verbessern, Schwindelanfälle reduzieren und vor Stürzen schützen. Mit Hörgeräten verbessert sich auch der Orientierungssinn und die Erkennung des Ursprung von Geräuschen und folglich auch die Wahrnehmung des Raumes und der Umgebung; dadurch werden Schwindelanfälle und andere Störungen vermieden.
Es gibt keine bekannten Medikamente, mit denen sich die Auslöser des Schwindels – die Ohrensteine – auflösen oder entfernen lassen. Zwar besteht die Möglichkeit, den Schwindel medikamentös zu unterdrücken. Dies würde jedoch die Symptomatik lediglich verschieben. Zudem würde es dem Gehirn die Fähigkeit rauben, sich auf die neue Situation einzustellen und darauf zu reagieren. Die therapeutischen Befreiungsmanöver stehen deshalb stets im Fokus.
Die einzelnen Symptome des Schwindels lassen sich hingegen zum Teil medikamentös behandeln. Leiden Betroffene unter starker Übelkeit oder Erbrechen, können Medikamente oder homöopathische Mittel zur Linderung eingesetzt werden. Bei sehr starken Symptom-Beschwerden ohne Aussicht auf Besserung hilft nur ein operativer Eingriff am Innenohr.
Häufig klingen die Symptome von paroxysmalem Lagerungsschwindel innerhalb einiger Wochen oder Monate von selbst wieder ab. Der Drehschwindel kann jedoch, sogar nach gelungener Therapie, immer wieder auftreten, selbst nach mehreren Jahren. Nur sehr selten führt die Erkrankung zu dauerhaften Komplikationen. Es ist in jedem Fall wichtig, den Arzt aufzusuchen und bei Bedarf eine Therapie durchzuführen. Auf diese Weise können die Beschwerden relativ schnell und einfach beseitigt werden.
Die Begleiterscheinungen können sehr unangenehm sein. Es können folgende Schwierigkeiten auftreten:
Glauben Sie, dass Sie an einem Lagerungsschwindel leiden? Dann zögern Sie nicht und vereinbaren Sie einen Termin beim Hals-Nasen-Ohren-Arzt.
Schwindel bei Kindern tritt recht häufiger auf und circa 15-20 % der Kinder im Schulalter leiden darunter. In den meisten Fällen treten dieser Beschwerden nur vorübergehend auf und können folgende Ursache haben:
In manchen Fällen könnte es sich um einen benignen paroxysmalen Lagerungsschwindel (BPLS) im Kindesalter handeln, eine Form der Gleichgewichtsstörung, die keinen offensichtlichen Grund hat und mit dem Wachstum komplett verschwindet. Abgesehen von der Ursache richtet sich die Therapie nach den Schwindelgefühlen, an denen das Kind leidet und sieht Ruhe und Erholung, Veränderungen im Lebensstil sowie eine Behandlung mit Antibiotika oder Antihistaminika vor.