Von einem Moment auf den anderen brummt, pfeift oder klingelt es im Ohr. Manchmal klingen diese Symptome innerhalb weniger Minuten wieder ab, bei anderen Betroffenen bleiben sie über Stunden oder gar Jahre bestehen. In diesem Fall spricht man von Tinnitus oder Ohrensausen. Die Auslöser davon sind noch nicht vollständig geklärt. Ein Knalltrauma kann ebenso Grund sein wie Medikamente oder ein Tumor. Je nach Ursache kommen andere Behandlungsmethoden zum Einsatz.
Rund 40 % der Schweizerinnen und Schweizer leiden mindestens einmal in ihrem Leben unter einem Tinnitus, der jedoch bloss für einen kurzen Zeitraum auftritt. Bei 20 % der Bevölkerung treten Ohrgeräusche chronisch auf, was zu starken Einschränkungen der Lebensqualität führt. Die Gründe für einen chronischen Tinnitus sind sehr vielfältig, betroffen können Kinder ebenso sein wie Erwachsene. Die Medizin unterscheidet bei den Ursachen des Ohrensausens zwischen zwei verschiedenen Tinnitus-Arten: dem objektiven und dem subjektiven Tinnitus. Dies ist in Bezug auf die Behandlung bzw. Heilung eines Tinnitus sehr wichtig.
Bei einem subjektiven Tinnitus kann der HNO-Arzt keine wirkliche Schallquelle im Körper identifizieren. Der Grund für die Ohrgeräusche liegt nicht im Ohr selbst. Vielmehr kommt es aus verschiedenen Gründen zu einer abnormen Aktivität bei den Nervenzellen im Gehirn. Ein subjektiver Tinnitus trifft am häufigsten auf, rund 99 % der Betroffenen leiden unter dieser Tinnitus-Art. Sie entsteht wegen der folgenden Ursachen:
Der objektive Tinnitus ist selten, er tritt nur bei 1 % der Betroffenen auf. Diese Tinnitus-Art lässt sich auf real existierende Schallquellen im Körper zurückführen, unter anderem die Geräusche der Strömungen in Blutgefässen. Gründe für einen objektiven Tinnitus lassen sich in folgenden Krankheiten finden:
Verspannungen sind eine mögliche Ursache von chronischen Ohrgeräuschen. Dies betrifft beispielsweise Menschen, die in der Nacht regelmässig mit ihren Zähnen knirschen. Dadurch verspannen sich ihr Kiefer und ihre Kaumuskulatur, was auch das Innenohr beeinflussen kann. Durch den starken Druck können Haarzellen im Innenohr auf die gleiche Weise geschädigt werden wie durch andauernden Lärm.
Ähnlich auswirken können sich auch Verspannungen der Nackenmuskulatur oder Halswirbelerkrankungen. Der Grund hierfür liegt in den Verbindungen zwischen den Nerven der Halswirbelsäule und den Hörarealen im Gehirn. In solchen Fällen verändern sich Ohrgeräusche oft, wenn Betroffene ihren Kopf bewegen. Wird ein Tinnitus durch die Halswirbelsäule ausgelöst, ist dies häufig durch Abnutzungserscheinungen bzw. Verletzungen der Halswirbel zu erklären.
Stress und seelische Belastungen sind zwar keine direkten Ursachen eines Tinnitus, sie können jedoch dazu beitragen oder ihn begünstigen. Immerhin 26 % der Menschen mit chronischen Ohrgeräuschen erklären, dass sie vor dem Auftreten der Symptome unter starkem Stress litten. Wissenschaftler gehen davon aus, dass Stress und weitere psychische Belastungen zu einer veränderten Hormon-Ausschüttung und zu Störungen der Durchblutung führen. Dies wiederum kann einen Sauerstoffmangel im Innenohr auslösen. Bei Menschen mit Burnout oder Depressionen treten Beschwerden durch den Tinnitus oft verstärkt auf. Der Grund hierfür liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit darin, dass sich ein psychischer Konflikt durch chronische Ohrgeräusche körperlich ausdrückt.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen können unterschiedlichste Symptome hervorrufen: typisch sind Kopfschmerzen, Sehstörungen und der chronische Tinnitus. Bluthochdruck und Durchblutungsstörungen sind zwar keine direkten Ursachen der Geräusche im Ohr, sie können jedoch dazu beitragen. Bei der Abklärung der Ursachen eines Tinnitus sollte eine Untersuchung des Herz-Kreislauf-Systems in Betracht gezogen werden. Dies auch im Hinblick darauf, dass Bluthochdruck etc. auch koronare Herzerkrankungen verursachen kann.
Eine Vielzahl von Medikamenten können als Nebenwirkung Ohrgeräusche hervorrufen. Zwar tritt dieses Symptom grundsätzlich sehr selten auf, sollte jedoch bei gleichzeitiger Medikamenteneinnahme und auftretenden Ohrgeräuschen als mögliche Ursache berücksichtigt werden. Einen Tinnitus auslösen können beispielsweise starke Schmerz- oder Rheumamedikamente, Mittel gegen Malaria, Antidepressiva, Medikamente zur Chemotherapie, Betablocker oder auch Anti-Baby-Pillen. Vermuten Sie einen Tinnitus durch Medikamente, sprechen Sie am besten möglichst früh mit Ihrem Arzt darüber. Eine Medikamentenumstellung kann verhindern, dass die Ohrgeräusche chronisch werden. Keinesfalls sollten Sie verschriebene Medikamente ohne vorherige Absprache mit Ihrem Arzt absetzen.
Das Akustikusneurinom ist ein gutartiger, langsam wachsender Tumor des Hör- und Gleichgewichtsnervs. Typischerweise treten bei Betroffenen drei verschiedene Symptome auf: ein meist einseitiger Hörverlust, Ohrensausen und Schwindel. Die Behandlung des Akustikusneurinoms hängt von seiner Grösse ab. Ist sein Durchmesser grösser als 3 cm, wird er meist operiert. Bei kleineren Tumoren besteht die Möglichkeit, die Weiterentwicklung kontrolliert abzuwarten oder das Akustikusneurinom zu bestrahlen – so kann es sofort zerstört werden.
In unserem Artikel "Sind Kopfhörer schädlich für unsere Ohren?" erfahren Sie, inwiefern das Tragen von Kopfhörern einen Tinnitus verursachen bzw. begünstigen kann.
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