Gehörknöchelchen

3 winzige Knochen im Ohr: Hammer, Amboss, Steigbügel

Gehörknöchelchenkette des Ohrs: Wie viele Knochen befinden sich im Ohr?

Im Mittelohr gibt es drei Gehörknöchelchen – Hammer, Amboss und Steigbügel – die ihren Namen der Ähnlichkeit mit den entsprechenden Werkzeugen verdanken. Es handelt sich um die kleinsten Knochen des menschlichen Körpers. sie haben die Aufgabe, Schallwellen zu erfassen, zu verstärken und an die Flüssigkeit im Innenohr weiterzuleiten.

Wo befinden sich die Gehörknöchelchen?

Die drei Gehörknöchelchen verbinden das Trommelfell mit dem ovalen Fenster. Der Hammer, ein im Mittelohr seitlich gelegener Gehörknochen, schliesst im Recessus epitympanicus direkt an das Trommelfell an. Der Steigbügel liegt mittig und ist mit der Gehörschnecke (Cochlea) verbunden. Ausserdem ist er über den Amboss mit dem Hammer verbunden. Der Amboss liegt zwischen diesen beiden Gehörknöchelchen.   

Wie nennt man die Gehörknöchelchen?

Hammer: Funktion und Anatomie

Der Hammer ist der grösste Gehörknochen und dient hauptsächlich dazu, die von den Schallwellen am Trommelfell erzeugten Schwingungen an den Amboss weiterzuleiten. Er besteht aus 5 Teilen: Kopf, Hals, Hammergriff, vorderer und seitlicher Hammerfortsatz.

  • Der Kopf des Hammers ist glatt, einförmig und am hinteren Ende mit dem Amboss verbunden. Der Rest seiner Oberfläche liegt hingegen frei. Die in der Mitte schmalere Gelenkfläche besteht aus einem grösseren oberen und einem kleineren Teil, die in einem Winkel von ca. 90° zueinander stehen. Auf der gegenüberliegenden Seite bildet der untere Rand der Gelenkfläche einen spornartigen Fortsatz, den sogenannten „Sperrzahn“ des Hammers. Am Kopf setzt ausserdem das Ligamentum mallei superius an und zieht sich bis zum Dach der Paukenhöhle.
  • Der Hals verbindet den Kopf mit dem Hammergriff und sitzt hinter der Pars flaccida, einem kleinen dreieckigen Bereich am oberen Teil des Trommelfells.
  • Der Hammergriff, auch Manubrium mallei gennant, ist seitlich mit dem Trommelfell verbunden. Hinten und medial ist er nach unten gerichtet und in der Nähe des freien Endes schmaler geformt. Dieses Ende ist wiederum nach vorne gebogen und verflacht sich transversal. An der medialen Seite des Hammergriffs befindet sich zudem ein leichter Vorsprung, an dem die Sehne ansetzt, die das Trommelfell in Spannung hält. 
  • Der vordere Hammerfortsatz des Ohres ist wie ein schmaler Dorn aus Knochen geformt, hat seinen Ursprung im Vorsprung unter dem Hals des Hammers und verläuft in Richtung der Glaser-Spalte (Fissura petrotympanica), an der er ansetzt. 
  • Der seitliche Hammerfortsatz ist ein kegelförmiger Knochenfortsatz und entspringt der Basis des Hammergriffs. Er verläuft lateral und ist mit dem oberen Teil des Trommelfells sowie den Enden des Ductus Rivini verbunden.

Amboss: Funktion und Anatomie

Der Amboss ist ein kleiner, circa 0,7 cm langer Knochen, auf den die von den Schallwellen erzeugten Schwingungen übertragen werden. Dieses Gehörknöchelchen wurde von Alessandro Achillini, ein scholastischer Philosoph und Arzt aus Italien, beschrieben. Seine Form, bestehend aus einem Körper und zwei Schenkeln (auch Apophysen oder Fortsätze genannt), ähnelt in etwa der eines Backenzahns.

Der quaderförmige Körper weist transversal eine leichte Vertiefung auf.  Vom Körper gehen die beiden Schenkel ab: der kurze (oder obere) Schenkel verläuft in Richtung der hinteren Wand des Trommelfells; der lange (oder untere) Schenkel führt nach unten und endet im Linsenfortsatz, durch den der Amboss mit dem Steigbügel verbunden ist.

Steigbügel: Funktion und Anatomie

Der Steigbügel ist das leichteste Gehörknöchelchen und medial gelegen. Es ist auf einer Seite mit dem Amboss und auf der anderen Seite mit dem ovalen Fenster verbunden. Professor Gianfilippo Ingrassia von der Universität Neapel entdeckte diesen Gehörknochen im Jahr 1546. Der Steigbügel überträgt die von der Gehörknöchelchenkette weitergeleiteten Schwingungen an das Innenohr.  Er hat daher die grundlegende Funktion, eine Verbindung zwischen Mittel- und Innenohr herzustellen. 

Der Steigbügel besteht aus einem Köpfchen, zwei Schenkeln und einer Fussplatte. Das Köpfchen sitzt am Linsenfortsatz des Ambosses und die beiden Schenkel (Crus anterius und posterius) verbinden das Köpfchen mit der Fussplatte. Letztere besteht aus einer ellipsenförmigen dünnen Knochenplatte, die am ovalen Fenster befestigt ist.  

Wie entstehen Ohrknochen?

Was die Bildung der Ohrknochen betrifft, so entsteht bei Säugetieren phylogenetisch - d.h. gemäss dem Verzweigungsprozess der Evolutionslinien - der Amboss aus dem oberen Teil des ersten Kiemenbogens, dem Palatoquadratumm, und der Hammer aus dem unteren Teil des ersten Kiemenbogens.

Die Bildung der Steigbügel hingegen beruht auf dem hyomandibulären Knochen, d.h. dem dorsalen Teil des Zungenbogens, der bei Fischen als Suspension für den Mundbogen dient.

Krankheiten der Gehörknöchelchen

Entzündeter Knochen hinter dem Ohr: Mastoiditis

Eine Mastoiditis ist eine Entzündung der Schleimhaut des Warzenfortsatzes, dem lateralen, posterioren Teil des Schläfenbeins (Os temporale), also des Bereichs der hinter dem Ohrläppchen ertastbaren Knochenvorwölbung. Oft können sich Mittelohrentzündungen über das Antrum mastoideum auf den Warzenfortsatz ausbreiten. Für die Entzündung verantwortlich ist der gleiche Mikroorganismus wie bei der Otitis. Die Symptome der Mastoiditis treten für gewöhnlich einige Tage oder Wochen nach Ausbruch einer akuten Otitis auf.

Intensive und pulsierende Ohrenschmerzen In Verbindung mit einem Hörsturz, Fieber und Kopfschmerzen gehören zu den häufigsten Symptomen, aber es können auch Komplikationen der Infektion bis hin zu einer Perforation des Trommelfells auftreten. Nach Diagnose der Mastoiditis klingt die Entzündung generell infolge einer intravenösen Intensivtherapie mit Antibiotika wieder ab.

Erkrankung des Knochens: Otosklerose

Die Otosklerose ist eine Ohrenkrankheit, die zu einem zunehmenden Hörverlust führt. Verursacht wird die Erkrankung vom Knochengewebe der Ohrkapsel, die zum Schutz des Ohrlabyrinths dient; das Gewebe beginnt zu degenerieren und ruft im Laufe der Zeit eine abnorme  Knochenneubildung hervor; diese Verknöcherung involviert auch das ovale Fenster.  

Eine Otosklerose verringert die Beweglichkeit des Steigbügels und verursacht Schwerhörigkeit; sie tritt häufiger bei erwachsenen Frauen auf. Es handelt sich um eine Erbkrankheit. Die Entwicklung dieser Krankheit kann therapeutisch verlangsamt werden, zum Beispiel durch die Verabreichung von Natriumchlorid, durch eine Hörprothese oder eine Operation zur Wiederherstellung der Hörfähigkeit und Rehabilitation der Bewegung zwischen Steigbügel und ovalem Fenster.

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