Der Begriff „dichotisches Hören“ bezeichnet einen Test, der eine besondere Technik nutzt, um die kognitiven und Hirnfunktionen zu untersuchen. Er wird in der Psychologie und den Neurowissenschaften zur Erforschung der hemisphärischen Asymmetrie, der Aufmerksamkeit und des Bewusstseins eingesetzt. Der Test ist sehr einfach. Über einen Kopfhörer erhält die Testperson zwei gleichzeitige, aber unterschiedliche akustische Reize, einen auf das rechte und den anderen auf das linke Ohr.
In bestimmten Situationen soll der Patient während des Tests das in einem Ohr wahrgenommene Signal ignorieren und sich stattdessen auf das Signal im anderen Ohr konzentrieren.
Das geschieht durch binaurale Trennung. Das Gehör erfasst die Richtung und Lage der Schallquellen durch zeitliche und intensitätsabhängige Unterschiede der im jeweiligen Ohr wahrgenommenen Töne. Diese Unterschiede werden im Gehirn verarbeitet, um die Lage der Schallquellen im Raum zu bestimmen. Es handelt sich um ein grundlegendes Phänomen für die Wahrnehmung der Richtung und wird in fortschrittlichen Audiotechnologien und audiologischen Tests genutzt.
Das dichotische Hören kann auch zur Testung der hemisphärischen Asymmetrie der Sprachverarbeitung genutzt werden.
Insbesondere kann es verwendet werden, um zu untersuchen, wie das Gehirn Sprache verarbeitet und ob erhebliche Unterschiede bei der Lateralisierung von Sprache bei den einzelnen Menschen existieren.
Zum besseren Verständnis dieser Definitionen muss zuerst die Bedeutung von „Lateralisierung des Gehirns“ geklärt werden. Das menschliche Gehirn ist die zwei Hälften geteilt – die linke und die rechte Hemisphäre – die durch den sogenannten Balken (Corpus callosum) verbunden sind. Jede Hemisphäre hat spezifische kognitive Funktionen. Lateralisierung des Gehirns bedeutet, dass einige Funktionen in einer Hemisphäre dominanter sind als in der anderen.
Bei Schizophrenie können Menschen mit bestimmten Formen dieser Krankheit unterschiedliche auditive Lateralisierungsmuster aufweisen.
Eine Studie mit besonderem Schwerpunkt auf Subtypen von Schizophrenie, insbesondere paranoider und undifferenzierter Schizophrenie, zeigte mit dichotischen Hörtests, dass Personen, die an paranoider Schizophrenie leiden, den größten Vorteil der linken Hemisphäre haben.
Das dichotische Hören ist eine nicht-invasive Technik zur Untersuchung der Lateralisierung des Gehirns bzw. hemisphärischen Asymmetrie. Sie zeigt eine Dominanz der linken Hemisphäre bei der Sprachverarbeitung.
Bei vielen Menschen dominiert die linke Hemisphäre des Gehirns bei der Sprachverarbeitung. Das bedeutet, dass hauptsächlich diese Hälfte des Gehirns für das Verständnis und die Produktion von Sprache verantwortlich ist.
Der Zusammenhang zwischen dichotischem Hören, auditiver Selektion und dem Cocktailparty-Effekt besteht vor allem in der Art, wie das Gehirn akustische Informationen in komplexen Hörsituationen wie einem lauten Fest oder einer Umgebung, in der viele Stimmen gleichzeitig ertönen, verarbeitet.
Während es beim dichotischen Hören darum geht, gleichzeitig oder schnell hintereinander verschiedene akustische Reize in die beiden Ohren einer Testperson zu leiten, entspricht die auditive Selektion der Fähigkeit des Gehirns, sich in einer komplexen akustischen Umgebung auf ein spezifisches Geräusch oder eine Stimme zu konzentrieren.
Es handelt sich um den Prozess, der die Unterscheidung und die Fokussierung eines gewünschten Geräuschs ermöglicht, während andere Hintergrundgeräusche ignoriert oder unterdrückt werden. Dieser Prozess ist die Grundlage dafür, sich in einer lauten Umgebung verstehen und interagieren zu können.
Der Cocktailparty-Effekt ist ein Beispiel für auditive Selektion. Es handelt sich um ein gängiges Phänomen in Situationen, die sich durch Menschenmengen oder Lärm kennzeichnen. Der Effekt zeigt sich bei Konzentration auf ein bestimmtes Gespräch oder Geräusch, zum Beispiel auf die Stimme einer einzigen Person, auch wenn viele andere Gespräche oder Hintergrundgeräusche zu hören sind.
Die Modelle von Cherry und von Broadbent und das Abschwächungsmodell von Treisman sind drei wichtige Theorien im Bereich der akustischen und visuellen Wahrnehmung. Es existieren noch andere Modelle (zum Beispiel das Modell der aktiven Suche und das Modell der intermodalen Einflüsse), aber diese drei Theorien sind am bedeutendsten.