Die Gebärdensprache ist eine visuelle, natürliche Sprache mit eigener Grammatik, die von gehörlosen und stark schwerhörigen Menschen zur Kommunikation genutzt wird. Sie ist eine bildhafte und lebendige Sprache, die Gebärden, Mimik, Gestik, Mundbild und Körpersprache kombiniert. Damit schafft sie die Voraussetzung, dass Menschen, die an Taubheit leiden, und Schwerhörige über jegliches Thema, komplizierte Sachverhalte, sowie über Gedanken und Emotionen kommunizieren können. In Deutschland sprechen diese Sprache ca. 200 000 Personen.
Die Gebärdensprache besteht nicht nur aus Zeichen. Diese besondere visuelle Sprache zu erlernen ist also komplex. Aber wie funktioniert die Gebärdensprache genau?
Für die Gebärdensprache braucht man den Blickkontakt des Gegenübers, denn man setzt die Hände ein, den Oberkörper, den Kopf und zusätzlich auch das Mundbild und die Mimik. Das heißt, das Gesicht muss auch immer noch mitsprechen. Für das Gebärden nutzt man immer seine dominante Hand. Rechtshänder also die rechte Hand und Linkshänder die Linke. Es gibt aber auch Gebärden, die mit beiden Händen ausgeführt werden. Wichtig ist auch, wo eine Gebärde ausgeführt wird. Ob am Kopf und Gesicht, am Hals, den Armen oder am Körper. Gehörlose haben außerdem eine klare Wahrnehmung für Stimmungen und Launen. Da sie nicht hören können, in welchem Tonfall jemand etwas sagt, achten sie dafür umso mehr auf Blicke und Körpersprache des Gesprächspartners.
In der Gebärdensprache gibt es ein spezielles Fingeralphabet. Das Fingeralphabet wird gebraucht, wenn zum Beispiel eine bestimmte Gebärde nicht bekannt ist oder jemand etwas buchstabieren möchte. Auch Namen können mit dem Fingeralphabet „buchstabiert“ werden - diese gibt man bei der ersten Erwähnung einer Person weiter und erwähnt erst danach die Namensgebärde. Gebärdensprache wird auch häufig fälschlicherweise als Zeichensprache bezeichnet, was auf eine fehlerhafte Übersetzung (engl. sign language) zurückgeht. Die Gebärdensprache ist jedoch eine natürliche Sprache, die der Lautsprache in allen linguistischen Aspekten gleichgestellt ist.
Für Gehörlose oder für Menschen, die von Geburt an gehörlos oder schon sehr früh ertaubt sind, fällt das Einüben der Lautschriftsprache schwer. Denn für sie ist sie eine Fremdsprache, die sie sich natürlicherweise nicht über das Zuhören aneignen können. Die Gebärdenschrift allerdings ist ein Schriftsystem, mit dem die Gebärdensprache festgehalten werden kann. Sie besteht aus leicht verständlichen visuellen Symbolen, die Handformen, Bewegungen, Ausführungsstellen und verschiedene mimische Ausdrücke von Gebärden darstellen. Die Stärke dieses Schriftsystems ist die einfache Lesbarkeit.
Nein, auch Menschen, die an einem Hörverlust leiden, müssen die Gebärdensprache als Fremdsprache erlernen, denn jedes Land hat seine eigene Sprache, die sich auch von Region zu Region unterscheidet. Es gibt zum Beispiel die amerikanische, französische, schwedische oder chinesische Gebärdensprache. Im deutschen Sprachraum findet man die Deutsche Gebärdensprache (DGS), die Österreichische Gebärdensprache (ÖGS), wie auch die Deutschschweizer Gebärdensprache (DSGS). Allerdings gibt es auch in der Gebärdensprache verschiedene Dialekte, die “gesprochen” werden, wie zum Beispiel bayrisch.
Generell können Gehörlose aber auf der ganzen Welt leichter miteinander kommunizieren, denn die Gebärdensprachen sind untereinander ähnlicher als die verschiedenen Lautsprachen.
Die Geschichte der Gebärdensprache beginnt dort, wo gehörlose Menschen sich trafen und miteinander kommunizierten. Sie entwickelte sich aus pantomimischen Darstellungen, Zeige- und Hinweisgebärden. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde es jedoch populär, gehörlose Kinder nur zum Sprechen zu erziehen. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden ihnen sogar die Hände zusammengebunden, damit sie nicht gebärden konnten. Das ist heutzutage glücklicherweise nicht mehr so, denn es gab viele Menschen, die sich dafür eingesetzt haben, die Gebärdensprache zu erforschen und weiterzuentwickeln. Sie sind der Grund dafür, dass sich Hörende und Gehörlose heute verständigen können und die Gebärdensprache nutzen dürfen.
Gehörlose denken grundsätzlich wie alle Menschen von Geburt an unabhängig von Sprache. Sobald sie eine Sprache gelernt haben, die Gebärdensprache, denken sie auch in ihr und mit ihrer Hilfe. Wenn sie an das Wort „Apfel“ denken dann assoziieren sie genau wie Menschen, die mit Lautsprache kommunizieren, an Aussehen und Geschmack eines Apfels. Sie denken dann nur nicht an die Aussprache eines Wortes aber an die Gesten, die für das Wort gelten. Gehörlose denken also generell mehr in Bewegungen und weniger in Worten.